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Julia Heckmann, Besitzerin einer Sticker-Firma erzählt über ihre Herausforderung und Auf und Abs als Enterpreneurin
Kristina Koch, SWEETSPOT Online Redaktion
Julia Heckmann ist ein Mensch mit einer bunten Arbeitsvita. In mehreren Branchen hat sie bereits Berufserfahrungen gesammelt, hängen geblieben ist sie an ihrem eigenen Konzept – einem Sticker- und Strohhalm-Business.
Ein wenig anders war sie schon immer; manche würden sagen, vielleicht ein wenig verrückt. Da war es also nur eine Frage der Zeit, dass sie auch in ihrer Berufswahl kreativ werden würde. „Mit 32 heiratete ich meinen Mann, dessen Traum es schon immer war, seine eigene Security-Firma in Amerika zu gründen. Als ich dann 33 war, packten wir unsere Sachen und wanderten mit unserem 7 Jahre alten Sohn nach Kalifornien aus. Dort angekommen, musste ich erst die Sprache lernen, mich an die Menschen, Traditionen und sogar das Wetter gewöhnen.
"Ich denke, dass alles seinen Grund hat und uns zu etwas Besserem führt"
Aufgewachsen in Hamburg, habe ich die Sonne ja kaum gesehen. Alles, war so unglaublich anders. Angefangen von den Lebensmitteln, Verkehrs- regeln oder so einfache Dinge wie, meinen Sohn einzuschulen. Es war so, als müsste ich neu „laufen“ lernen. Ich bekam meinen zweiten Sohn, und da ich es gewohnt war unter hohem Druck zu arbeiten – viel zu arbeiten! – versuchte ich zwischen Mutter-, Hausfrau- und Ehefrau-Dasein, ein wenig Geld dazuzuverdienen. Neben Auftragsarbeiten, verkaufte ich Online und auf Märkten selbstgemachte Kirschkernkissen, Amerikanern aber überhaupt nicht gut ankamen. 2013 startete ich dann mein Sticker-Business mit einem eigenem Etsy-Shop, wo ich selbstkreierte Sticker für einen sehr bekannten Terminplaner für Schüler, Lehrer und Privatleute verkaufte. Ein paar Jahre später öffnete ich einen neuen Shop für Schadstoff-freie Silikon-Strohhalme. Mittlerweile habe ich sogar ein Kochbuch geschrieben.“
Dass ihre Idee mit den Kirschkernkissen nicht aufging, sieht sie heute als Wink des Schicksals und weniger als Tiefschlag. Manchmal soll es einfach nicht sein. „Ich denke, dass alles seinen Grund hat und uns zu etwas Besserem führt. Mein erstes Business mit den Kirschkernkissen habe ich nicht weniger ernst genommen, als mein Sticker-Business, und doch hat es nicht geklappt. Ich musste mich schnell umorientieren und flexibel sein. Wenn ich mich darauf versteift hätte, hätte ich vielleicht Zeit und Geld verloren. Hätte ich mich bemitleidet, wäre ich beruflich und persönlich nicht weiter gekommen. Man muss halt schnell Entscheidungen treffen und sich auch mal eingestehen, dass die Idee, an die man so geglaubt hat, doch nicht so gut ankommt. Aufgeben darf man allerdings keineswegs. Man orientiert sich einfach um.
Als weiteres Beispiel: Vor kurzem habe ich meine Silikon-Strohhalme bei Amazon angeboten. Dort gewinnt aber oft nicht das beste Produkt, sondern der jeweilige Anbieter, der das meiste Geld in Werbung investiert. Da wurde ich schnell überboten und musste den Verkauf meiner Ware bei Amazon zurückziehen. Das war ebenso ein sogenannter „Tiefschlag“. Ich habe mich davon aber nicht ausbremsen lassen und verkaufe eben nun nur noch bei Etsy“.
Der Glaube, dass alles möglich ist und dass es wirklich nichts gibt, was man nicht erreichen kann, ist ihr Antrieb um weiterzumachen. Ihre beiden Kinder spielen in Sachen Motivation dabei keine unerhebliche Rolle. „Auch wenn das jetzt stumpf klingt, aber ich habe nun mal Rechnungen zu bezahlen, Sparkonten zu füllen und zu investieren. Ohne Arbeit und der nötigen Disziplin geht das natürlich nicht. Wenn etwas nicht so lief, wie ich es mir gewünscht habe, habe ich mich einfach für ein paar Tage mit einem anderen Projekt beschäftigt. Und wenn ich dann wieder klar denken konnte, bin ich zur ursprünglichen Aufgabe zurück und konnte durch den Abstand dann leichter eine Entscheidung treffen oder sogar eine Lösung finden. Positives denken, wird immer so einfach daher gesagt und man hört es besonders heutzutage aus allen Mündern. Für mich ist das aber nicht einfach nur ein Sprichwort, sondern meine Lebenseinstellung“. Selbst in schweren Zeiten versucht die Unternehmerin und Mutter positiv zu sein und ihren Fokus auf das zu richten, was sie erreicht hat und nicht auf all das, was ihr noch fehlt. Ein gewisses Maß an Lebensfreude und Spaß an den Dingen, die man Tag ein und Tag aus macht, sei nicht etwas, was einem verliehen wird, sondern etwas, das man selbst kultiviert. Glücklich zu sein, sei eine Entscheidung, und die muss man täglich treffen.
An den Moment, als ihr Konzept erfolgsmäßig durch die Decke ging, erinnert sich Julia noch gerne zurück. „2013, ungefähr einem Monat nach dem ich meinen Sticker- Shop auf Etsy gegründet hatte, boomte es in meinem Business. Und was einst ein Hobby und kreatives Outlet war, wandelte sich in ein erfolgreiches Online-Business, was mir mehr Zeit abverlangte als ein Vollzeitjob.
“Ich glaube fest daran, dass man mich vernünftig zu organisieren und zu planen, damit alles andere nicht auf der Strecke bleibt. Das Gefühl war natürlich unbeschreiblich. Ich war stolz und zuversichtlich. Ich glaube fest daran, dass man ständig an sich selbst, seiner Persönlichkeit arbeiten muss. Unbeschwertes Denken und Handeln, ist etwas, was ich täglich versuche umzusetzen, sowie positives Denken. Gerade dann, wenn Situationen schwieriger werden, ist es viel leichter, wenn man eine positive Einstellung wahren kann, nur so sieht man Optionen und Möglichkeiten. Damit ich meine Aus- geglichenheit wahren kann, führe ich täglich eine Dankbarkeitsliste, wo ich selbst kleine Freuden und Dinge des Alltages nieder- schreibe. Da bleibt kein Platz für negative Gedanken. Generell finde ich, dass Menschen sich viel zu oft zu ernst nehmen, zu wenig lachen und daher weniger Spaß im Leben haben. Mit der richtigen Einstellung lässt sich das aber auch ändern.“
Obwohl Julia nun schon seit mehreren Jahren erfolgreich im Geschäft ist, gibt es nach wie vor noch Dinge, zu denen sie sich täglich zwingen muss. „Ich bin noch nie ein Fan von Social Media gewesen. Die Pflege meiner Accounts und Schaltung von Werbung ist jedoch für mein Sticker- und Strohhalm Business sehr wichtig. Auch bin ich nicht in einer Generation aufgewachsen, die mit Computern und digitaler Technik viel zu tun hatte. So musste ich mich in etliche Design und Bearbeitungsprogramme stunden- lang einarbeiten. Einfach war das nicht, jedoch habe ich mittlerweile Spaß daran gefunden. Es gehört zu meinem Business einfach dazu. Für die Zukunft bin ich ganz Bescheiden mit meinen Vorstellungen von dem, wo es hingehen soll. Das wichtigste ist für mich glücklich zu sein und Spaß an meiner Arbeit und meinem Leben zu haben.“
Dies ist ein Beitrag von Kristina Koch, Online Redaktion
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