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Claudia Tichy über alternative Heilungsmethoden und das Lösen von Blockaden
Kristina Koch, SWEETSPOT Online Redaktion
Seit 20 Jahren ist Claudia Tichy erfolgreiche Kinesiologin und Familienaufstellerin. Im Interview mit unserer Redakteurin Kristina Koch erzählt sie, wie sie durch die Auswanderung nach Kalifornien ihre emotionale Freiheit erlangt hat, ihre Heimat zu schätzen lernte und im Alter von 56 Jahren noch einiges dazu lernen musste.
Claudia nennt sich selbst die „stille Powerfrau“ und hat ein tolles Gespür für Menschen, ein „people-pleaser“ ist sie aber nicht. Sie liebt es jedoch, sich mit Menschen zu umgeben, veranstaltet daher auch regelmäßig Treffen für die deutsche Community in Los Angeles. Daheim in Österreich führte sie über zehn Jahre eine erfolgreiche Praxis für Kinesiologie und systemische Familienberatung, wo sie mit alternativen Herangehensweisen Menschen von Blockaden befreit hat und lebensverändernde Lösungsschritte angeboten hat.
“Was für den einen gesund ist, kann dem anderen schaden, deshalb wird bei mir immer der ganze Körper in Balance gebracht.”
Claudia, was genau ist Kinesiologie?
Kinesiologie ist die „Lehre von der Bewegung“. Es verbindet traditionelle fernöstliche Heilkunde, Erkenntnissen aus der Neurologie und Ansätzen aus der modernen Psychologie. Kinesiologie beruht auf der Einsicht, dass sich körperliche und seelische Erfahrungen in der Funktionsweise von Muskeln widerspiegeln. Durch das Zusam- menspiel zwischen Organen, Muskeln, Emotionen und Denkstrukturen ist es möglich, positiv einzuwirken und somit ein Gleichgewicht wiederherzustellen. Um Stärken, Schwächen und Energiedefizite festzustellen, verwenden wir den soge- nannten „Muskeltest“. Hier werden die Muskeln direkt in Beziehung zu den Meridianen und Organen gesetzt. Mit dem Muskeltest wird festgestellt, wo Blockaden das Wohlbefinden beeinträchtigen. Somit können tiefsitzende Stressmuster ausfindig gemacht und mit verschiedenen Techniken sanft abgelöst werden. Individuell ausgerichtete Behandlungsschritte harmonisieren gleichzeitig den Energiehaushalt, den Bewegungsapparat und die Psyche. So werden Selbstheilungskräfte auf natürliche Weise angeregt. Im Laufe der Jahre hat sich meine kinesiologische Arbeit zu einem holistischen Gesamtpaket entwickelt, egal, ob es darum geht, Blockaden zu lösen, Symptome zur Heilung zu bewegen oder genau zu schauen, welche Nahrung für den individuellen Menschen an sich perfekt und stärkend ist. Vor allem der familiensystemische Bereich und die nonverbale Fokussierung auf Seelenbefreiung sind heute nicht mehr weg zu denken. Ich teste nicht nur herum, sondern beziehe Körper, Seele und Geist in die Lösungsarbeit mit ein, denn was im Körper gelöst scheint, muss noch lange nicht in der Seele oder im Gehirn gelöst sein. Was für den einen gesund ist, kann dem anderen schaden, deshalb wird bei mir immer der ganze Körper in Balance gebracht, die Bereitschaft zur Lösung abgefragt und erst dann geht es mit der eigentlichen Lösungs- und Heilarbeit los. Blockaden, welche die Ursache in der Gehirnintegration haben, werden wieder anders gelöst als Blockaden auf der Körper- oder Emotionsebene. Deshalb liebe ich die Kinesiologie zusammen mit meinen anderen Werkzeugen, weil es ein absolut individuelles Arbeiten mit und am Klienten erlaubt.
War dieser Beruf schon immer deine Vision?
Jaein. Als Kind wollte ich Sängerin oder Schauspielerin werden, da ich aber aus einem kleinen Dorf am Lande komme und zu einer Zeit geboren bin, wo das in einfachen Kreisen weder anerkannt noch gefördert wurde, und mir auch jegliches Talent abgesprochen wurde (was ich persönlich heute anders sehe), veränderte sich dann mein Wunsch in die Richtung, dass ich Architektin oder Ärztin werden wollte. Es war mir nicht erlaubt, zu studieren und so habe ich aufgehört mit meinen „großen“ beruflichen Wünschen. Dann bekam ich ja sehr früh meine vier Kinder und hatte damit eine dichte und aufregende Zeit, die mir genug abverlangt, aber auch gegeben hat.
Wie hast du dich der Kinesiologie dann zugewandt?
Die ausgeprägte Fähigkeit, in Seelen zu schauen und mit Seelen Kontakt aufzunehmen (völlig egal, ob es Mensch- oder Tierseelen sind), was ich damals nicht erkannte, hatte ich schon immer in mir. Ich sah es jedoch nicht immer unbedingt als Vorteil. Es fiel mir schwer, höflich und nett zu Menschen zu sein, bei denen ich spürte, dass die Intention eine schlechte war. Somit weigerte ich mich beispielsweise oft, manchen Menschen zur Begrüßung die Hand zu geben. In der Zeit, in der ich aufgewachsen bin, galt meine Reaktionen als rebellisch und nicht „richtig“ erzogen. Von Masken, hielte ich damals schon nichts. Als ich dann selbst schwer erkrankte und einen alternativen Heilungsweg, der der Kinesiologie, für mich wählte, und diese Behandlungsmöglichkeit zu meiner Gesundheit enorm beitrug, stieg in mir der Wunsch erneut auf, auch anderen Menschen auf diese Weise zu helfen. Nachdem ich allerdings nie ganz heil wurde, suchte ich weiter und auch bei meinen Klienten spürte ich, dass noch etwas fehlte. So kam ich zum Familienstellen. Und meine Behandlungsmöglichkeiten erweiterten sich und ergänzten einander wunderbar, was die Erfolge rasch zeigten. Mancher Klient brauchte nur zwei oder drei mal zu kommen und zuvor dauerte es auf jeden Fall länger, diese Ziele zu erreichen. Dieser Weg, der danach folgte, die Lehre, durch die ich gehen durfte, war hart und steil, aber vollendete mich.
Du selbst siehst dich nicht als klassische „Business- Frau“, welche Meilensteine würdest du dennoch als elementar bezeichnen?
Das stimmt, ich war noch nie ein Fan vom „Sich –Verkaufen“. Auch finde ich, dass das Messen von Erfolg sehr relativist und sich von Mensch zu Mensch stark unterscheiden kann. Meilensteine kann ich einige benennen. Dadurch, dass mir das Studieren nicht erlaubt wurde, entstand eine innerliche Blockade zum „Lernen“. Als ich mich dann im „Erwachsenenalter“ dazu entschied, Kinesiologie zu studieren, waren alle sämtlichen abgelegten Prüfungen große Meilensteine. Vor allem die Diplomprüfung zum Familiensteller, die ich in Brüssel vor einer Gruppe versammelter Wissenschaftler, die aus völlig anderen Fachgebieten kamen, ablegen musste, war ein sehr zentraler, persönlicher Meilenstein. Die Eröffnung meiner eigenen Praxis, aber auch, größtenteils alleinerziehende Mutter von vier Kindern zu sein, waren weitere große Meilensteine in meinem Leben. Dann kam noch der Umzug nach Amerika. Hier, Tausende Kilometer entfernt, begann ich, meine Heimat viel mehr zu schätzen, musste mehr aus mir herausgehen und lernte, Umstände sowie Menschen weniger ernst zu nehmen. Die kalifornische Leichtigkeit lehrte mich, loszulassen und Dinge nicht mehr so persönlich zu nehmen. Anfangs war es sehr schwer für mich, wenn potenzielle Kunden starkes Interesse an meiner Arbeit zeigten, es aber im Anschluss nie zu einer Zusammenarbeit kam. Es fiel mir schwer, das nicht
persönlich zu nehmen, vor allem weil es ganz anders in Österreich war. Jetzt im Alter von 56, weiß ich, wenn es zu einer Zusammenarbeit kommt, dann darf es so sein und wenn nicht, dann ist das auch fein. Allerdings überlege ich mir mittlerweile sehr genau, wem ich detailliert über meine Arbeit erzähle oder ob ich es sein lasse. Ich kann, will und muss nicht jedem helfen, das lernt man sehr früh, wenn man intensiv mit Menschen arbeitet. Auch ist nicht jeder zu retten oder will nicht gerettet werden. Wer sich aber dafür entscheidet, dem helfe ich sehr gerne und mit vollem Einsatz und offenem Herzen.
Selbstständigkeit ist kein Zuckerschlecken. Wie war das bei dir? Gab es Tiefschläge? Was/wer hat dich auch in schlechten Zeiten motiviert auf dem Weg zu bleiben?
Nein, es war und ist kein Zuckerschlecken. Ich hatte viele Klienten in Österreich und war mit dem Andrang sehr zufrieden. Mit dem Umzug nach Amerika, erhoffte ich mir beruflich anfangs gar nichts, aber als ich mich dafür entschied, voll loszulegen, dachte ich es mir einfacher, los zu starten. Es kam jedoch alles ganz anders. Klienten hier zu bekommen, war für mich deutlich schwieriger, was mich sehr überraschte. Das war oft sehr frustrierend für mich, sodass ich wieder und wieder mit dem Gedanken spielte, zurückzugehen. Immer geholfen haben mir meine so wertvollen Freunde, Lehrer, aber vor allem mein Mann, der meine größte Unterstützung ist. Auch das Haus, in dem wir leben, umgeben von Natur und Tieren, mit dem selbst angerichteten Kräuter-, Gemüse- und Obstgarten, gibt mir sehr viel Stabilität und ist ein sicherer Rückzugsort. Mein persönliches Paradies.
Wann kam der Punkt, als du wusstest, dass deine Vision nun auch profitabel wurde?
Das Wort Profit passt aus meiner Perspektive nicht ganz zum Erfolg durch meine Arbeit. In Österreich habe ich als vorwiegend alleinerziehende Mutter gerade so viel verdient, dass wir über die Runden kamen. Erst später konnte ich mir die Zeit freier einteilen und mehr arbeiten, sodass auch finanzieller Erfolg mit meiner Praxis möglich war. Hier in Kalifornien lasse ich einfach kommen, was kommt, ich habe hier nie den Druck gehabt, hier erfolgreich und berühmt oder reich zu werden und lebe mit geöffneter Türe in meinem ‚Waldhäuschen’. Auch wenn es hier einer der elementaren Träume ist, berühmt und reich zu werden, und es viele Leute gibt, die hier „to-go“- Therapien anbieten, die alles scheinbar in Kürze lösen und vieles versprechen oder gar garantieren, ist meine Vorgehensweise und Vorstellung von Heilung und aufrichtiger Dienst am Menschen anders. Heilung braucht Zeit und vor allem einen starken Willen.
Wie definierst du Erfolg in Bezug auf deine Arbeit?
Erfolgreich fühle ich mich durch jene Menschen und Tiere, die ich einen oder mehrere Schritte weiterführen konnte und durfte, meist bis zur endgültigen Lösung ihres Problems. Insofern erlebe ich immer wieder Erfolgsdurchbrüche und die entsprechende Freude damit. Das füllt mich aus und macht mich glücklich.
Was hast du getan, um zu wachsen? Gibt es etwas, wozu du dich (heute noch) täglich zwingen musst?
Ich arbeite, seit ich denken kann, daran, zu wachsen und das wird auch nicht aufhören. Dazu habe ich viele Werkzeuge, die ich teilweise täglich oder bei Bedarf verwende. Alles, was ich meinen Klienten empfehle, wende ich an mir erfolgreich an. Ich habe viele Vorträge gehalten, an einer Pädagogischen Akademie für LeherInnen, Seminare und Workshops gehalten und in kleinen Runden Fragen beantwortet oder Vorträge gehalten. Zum „Networken“ muss ich mich allerdings oft zwingen.
Was sind deine Zukunftsvisionen?
Meine Zukunftsvision ist vor allem, dass die schöne Lebensbewegung, in der ich mich befinde, fließender wird, die Auf- und Ab-Bewegungen flacher werden und die Menschen weniger Angst davor haben, mutig den Weg zur Heilung und auch Befreiung zu gehen, selbst, wenn das phasenweise schmerzen kann und auch muss. Ich wünsche mir, mehr für Familien und werdende Eltern tun zu können und ihnen bei den täglichen Problemchen als Paar oder Elternteil behilflich zu sein. Systemisches Aufstellen, wie ich es in meinen Workshops in Österreich anbiete und mit meinen Klienten weltweit über Skype, ist z.B. eine sehr gute Herangehensweise. Deshalb ist es eine Vision von mir, in unterschiedlichste Länder eingeladen zu werden, um dort Workshops abzuhalten. Mein schönstes Erlebnis, das ich dazu in Argentinien hatte, mit all dem Respekt und der Offenheit, ist mir in Erinnerung geblieben und das wünschte ich mir mehr. Ich wünsche mir generell, dass mehr und mehr Menschen aufhören, in dem irrsinnigen Druck zu leben, der Angst, etwas falsch zu machen, anstelle sich wieder zu vertrauen und langsamer zu werden. Ich wünsche mir, dass der Wahn der Welt aufhört und der Mensch an sich begreift, wie viel er im Einzelnen dazu tun kann.
Die ist ein Beitrag von Kristina Koch, Online Redaktion
Wir sind gespannt, welche Erfahrungen du als Entrepreneur oder Unternehmer gemacht hast
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