
Als ich jung war, habe ich mir vorgestellt, wie ich nach meinem Schulabschluss, meinen Beruf eingehe, meinen Partner fürs Leben kennenlerne, heirate, Kinder bekomme und bis zum Lebensende glücklich und erfolgreich leben werde. Ich dachte, als Erwachsener hat man es doch ganz einfach. Du kannst Nachtisch essen, wann immer du willst, keiner wird dich zwingen Hausarbeiten zu machen, und du kannst schlafen gehen, wann immer du möchtest. Man hat alle Freiheiten und Möglichkeiten, das zu tun, was man möchte, wann man möchte. Wie kann es da einem schlecht gehen. So einfach. So simpel. Oder?
Wenn das so ist, warum scheint es dann, dass es mehr Depressionen unter jungen Menschen gibt denn je? Rund 280 Millionen laut WHO und der viert größte Sterbegrund für Menschen zwischen 15-29 Jahre. Und die Zahlen steigen.
Du musst nicht unbedingt eine Depression haben, um unglücklich zu sein. Du steckst vielleicht bewusst oder unbewusst in ungesunden Gewohnheiten fest, datest falsche Partner und machst auf täglicher Basis unterbewusst schlechte Entscheidungen, die dann akkumuliert dein heutiges Leben widerspiegeln. Fakt ist, dass so, wie dein Leben heute aussieht, ein Resultat vieler kleiner täglicher Entscheidungen ist.
Und jedes Jahr kommen dann neue Vorsätze, mehr Sport machen, besser essen, sich selbst mehr zu lieben. Und wie oft werden diese Vorsätze dann aus dem Fenster geschmissen? Es ist nicht einfach, sich zu andern. Aber eines ist klar, das ist das Einzige, was sich ändern muss, damit sich alles ändert. Man selbst. Was, wie es sich rausstellt, wohl schwieriger ist, als man denkt. Noch nie gab es so viele Selbst-Hilfe Bücher wie heute, weil die Nachfrage noch nie höher war. Wir suchen nach Antworten außerhalb von uns selbst, in der Hoffnung auf etwas zu stoßen was uns den großen “aha”-Effekt verleiht. Wir lesen ein Buch nach dem nächsten. Sprechen mit Psychologen, Coaches und Mentoren. Immer und immer wieder. Kann das sogar das Gegenteil bewirken? Ja. Wenn wir all die “Selbstarbeit” machen, jedoch die Dinge, die wir lernen, nicht bewusst auf einen längeren Zeitraum anwenden, dann ändert sich nämlich gar nichts. Wir sind paar Euros ärmer und Stunden älter, und das kann durchaus sogar mehr deprimieren.
Nehmen wir mal an, du gehst durch eine Beziehungstrennung. Das ist niemals einfach und tut sehr weh. Etwas, was dir wichtig ist, geht zu Ende. Ein Mensch, mit dem du dein ganzes Leben vorgestellt hast, ist nicht mehr da. Zukunftsplane platzen. In der Tat wird die Intensität des Leidens nach einer Beziehungstrennung mit der Trauer des Todes eines geliebten Menschen verglichen.

Wie lange du brauchst darüber hinwegzukommen, hängt davon ab, welche Bedeutung du dieser Trennung gibt. Wenn du davon überzeugt bist, dass die Person, mit der die Beziehung geendet ist, die Liebe deines Lebens ist, dann ist das natürlich erschütternd. Das wurde nämlich bedeuten, dass du deine einzige Chance zu lieben und geliebt zu werden, verloren hast (angenommen natürlich, dass man nur eine Liebe des Lebens haben kann). Gibt es etwas, was trauriger ist als das? Ich denke nicht, dass man sich jemals davon erholen könnte.
Wenn du jedoch erkennst, warum die Beziehung geendet ist und dich darauf konzentriert, was du dadurch gewonnen hast, kannst du dich schneller von der Trauer losen, dich wiederfinden und Platz für einen passenderen Partner schaffen. Fakt ist, keine Beziehung geht „einfach“ zu Ende, weil alles super ist. Sie geht oft zu Ende, weil man sich auseinander lebt, weil man nicht mehr das Gleiche möchte, weil man vielleicht erkennt, dass man letztenendes andere Werte und Ziele hat, weil man emotional, mental oder physikalisch nicht kompatibel ist. Das zeigt, wieso es so ausschlaggebend ist, deine Denkweise zu reflektieren und zu verstehen, wie viel Einfluss du auf die Dauer und Bedeutung des Herzschmerzes letztenendes hast. Und wenn du fähig bist, das auf alle Bereiche im Leben anzuwenden, dann ist die Kontrolle über deine Leben in deinen eigenen Händen. Frag dich in harten Zeiten, ob es vielleicht eine bessere Denkweise über deine Situation gibt. Ob, wie du dich fühlst, damit zu tun hat, welche Bedeutung du deiner Situation gibt. Und wenn das der Fall ist, dann ändere es. Übernimm Kontrolle. Setze dich ans eigene Steuer. Sei nicht nur der Beifahrer deines Lebens. Entscheide selbst, wo die Reise hingeht. Und ist es nicht das, was wir uns alle vom Leben wünschen?
Dies ist ein Beitrag von Kristina Koch, Redakteurin.