
Deadlines sind für Selbstständige eine sehr herausfordernde Sache. Auf der einen Seite, feiern wir unsere Unabhängigkeit und den Luxus „zu tun, was immer wir auch wollen“, auf der anderen Seite gibt es da aber auch die wichtige Verantwortung, Präsenz zu zeigen und verlässlich den Service zu liefern, den man seinen Kunden und Businesspartner verspricht.
Und wobei wir nun sicherlich nicht darüber diskutieren müssen, welche Priorität Konsistenz und Commitment haben sollte, habe ich in diesem Bereich auch schon sehr viel Lehrgeld bezahlt.

Neulich wurde ich gefragt, wie ich es denn schaffe, Deadlines für mich selbst zu setzen und sie auch wirklich als Deadlines zu behandeln. Schließlich gibt es ja niemanden, der mich tatsächlich kontrolliert und mir erhobenem Finger eine Standpauke hält, falls sich diese nicht einhalten lässt.
Das Herausgeben von Magazinen orientiert sich an sehr viele Terminen. Da gibt es den Redaktionsschluss, den Anzeigenschluss, den Veröffentlichungstermin und natürlich auch Deadlines die die Zusammenarbeiten mit Kooperationen dominieren, nur um ein paar wichtige zu nennen. Auch wichtig, aber in meinem Falle derzeit nicht relevant, sind natürlich Deadlines, die im Falle von Printausgaben mit Druckereien eingehalten werden müssen.
Meine wichtigsten Deadlines setzen sich derzeit mit jeder Ausgabe, die monatlich erscheint oder mit jedem Buch, das wir ankündigen. Wir haben ein Redaktionsschluss, wo alle Stories und Artikel stehen müssen, damit wir das Layout und damit das Magazin füllen können. Des Weiteren gibt es noch die Termine, die wir mit unseren Kooperationspartnern verhandeln, damit wir den Erscheinungstermin auch zuverlässig setzen können.
Von weiteren harten Deadlines sehen wir bei Fempress Media momentan bewusst ab und wir arbeiten mittlerweile sehr nach Intention. Das sah aber noch vor einiger Zeit ganz anders aus.
Über Wochen und Monate habe ich mich als Gründerin total verrückt gemacht, weil ich dachte, dass wir, um professionell zu wirken, mit anderen großen und über viele Jahre bestehenden Magazinen, mithalten müssen. Ich habe Artikel im Akkord geschrieben, die Webseite in stundenlangen Sitzungen auf den technisch neuesten Stand gebracht; ja, vor allem dann, wenn ich sie aus nicht identifizierbaren Gründen, in einem „das könnte ja noch toll aussehen“-Kreativmoment, total zerschossen hatte. Nicht zu vergessen: die Massen an Interviews, die geführt wurden, um der Grundlage eines Magazins, dem Content, gerecht zu werden. Das ganze artete dann sehr schnell in Nachtschichten aus, Kopfschmerzen, Überforderung und Übermüdung. Ich hatte in meinem Perfektionismus-Wahn ganz vergessen, dass andere Produktionen ein großes Team hinter jeder Magazin haben, um tolle Ausgaben zusammenzustellen. Vergessen habe ich auch, dass ich mein Business lange Zeit als eine One-Woman-Show geführt hatte. Nein, ich hatte kein Redaktionsteam aus zehn Journalisten, keine Grafik-Designer, die ihre ganze Kreativität in jede in Ausgabe gesteckt haben. Anfangs hatte ich nicht einmal Proofreader und auch keine Lektoren, die mit dabei hätten helfen können, dass sich auch ganz sicher kein Buchstabendreher in den Texten versteckt oder sich ein Komma am falschen Platz niedergelassen hatte. An dieser Stelle angemerkt: ja, auch Journalisten sind vor Typos nicht gewahrt.
Auch auch wenn ich sehr stark der Meinung bin, dass die Orientierung und Inspiration von Vorreitern unglaublich wichtig und hilfreich ist, bin ich mittlerweile der Überzeugung, dass ein konstanter Vergleich mit den Wettbewerbern tödlich für das Business, aber vor allem für die mentale Ebene als Entrepreneur sein kann. Es ist einfach schlichtweg nicht möglich, die Arbeit von einem 20-köpfigen Team von einer Person qualitativ hochwertig ausführen zu lassen! Mich persönlich hat das mehr nach hinten geworfen, als mich tatsächlich in meinem Job zu unterstützen.
Ich habe To Do-Listen, die Punkte arbeite ich aber mittlerweile nach Gefühl ab. Gerade wenn ich Artikel für das Magazin schreibe, kann ich das nicht auf Knopfdruck, da viele Themen aufgrund Intention oder Bauchgefühl entstehen. Interviews gehen zwar im Erstgespräch nach Termin, die Veröffentlichung ist aber auch nach Intention und wenn ich das Gefühl habe, dass es passt.
Ein Business aufzubauen ist hart, meine Lieben. Ich glaube da sind wir uns alle einig. Jedoch sollten wir es uns nicht härter machen, als es tatsächlich nötig wäre. Es ist das Gefühl das zählt. Die Intention bei der Entstehung des Konzepts, das Gefühl bei der Gründung und auch im Nachhinein, der Spaß an der Arbeit – und nicht die Überforderung! –, der uns jeden Tag begleiten sollte.
Und gerade weil der Weg das Ziel ist und wir tagein und tagaus mit den Aufgaben wachsen, sollten wir eines nicht vergessen: wir sind nur Menschen, wir dürfen Fehler machen und wir steigen als Gründer niemals auf dem Level ein, wofür unsere Wettbewerber JAHRE gebraucht haben.