Ludovic Nortier, Besitzer einer Kreativagentur und seine Erkenntnis nach der Pandemie: „ich denke, dass es im Leben mehr darum geht, von wem man umgeben ist und wer einen unterstützt“

Ludovic ist 36 Jahre jung und Besitzer seiner gleichnamigen Kreativagentur Ludovic Nortier (http://www.ludovicnortier.com) in Hollywood, Kalifornien. Hauptbestandteil seines Jobs ist der persönliche Kontakt und Arbeit mit seinen Kunden. Im Interview erklärt er, wie er seine Herangehensweise an seine Dienstleistungen wahrend der Pandemie neu strukturiert hat und welche Erkenntnisse er über das Leben generell gewinnen konnte.

Ludovic hat 12 Jahre in Paris als Art Director bei den renommiertesten Werbeagenturen gearbeitet und sich dann im Jahre 2015 entschieden, sich selbstständig zu machen und seine eigene Agentur in Los Angeles zu gründen. Dort begann seine Karriere als Grafikdesigner und wurde dann Art Director, Fotograf und Regisseur. Er und sein Team bieten Dienstleistungen wie Branding, Produktion und Vermarktung an. 

Musstet ihr während der Pandemie neue technologische Arbeitsweisen annehmen?

„Natürlich fanden Meetings nicht mehr persönlich statt, wie man weiß. Daher haben wir viel Videokonferenzen geführt. Und wenn die Shootings nicht mit einem großen Team stattfinden konnten, haben uns die Kunden die Produkte geschickt und wir haben uns hier in LA in einem kleineren Team produziert und alles andere über Videotelefonate abgewickelt.“

Wie war der Prozess der Produktion hinsichtlich Covid Maßnahmen?

„Wir wurden vor jedem Shooting getestet und verwendeten Schutzmaßnahmen wie Handschuhe und Masken, die wir während des Dreh’s ein paar Mal gewechselt haben, um von Covid geschützt zu sein.“

Wart ihr direkt vom Lockdown betroffen?

„Ehrlich gesagt habe ich in L.A. das Gefühl, dass wir ziemlich viel Glück mit den Lockdowns hatten, wenn ich es mit der Situation in Paris (Frankreich) vergleiche, wo ich herkomme.

Ich würde also sagen, dass die Auswirkungen der Lockdowns für uns kein großes Thema waren. Wir könnten auf viele kreative Arten weiterarbeiten.“

Wie hat sich Covid auf dein Geschäft ausgewirkt? Was hat sich geändert?

„Wir haben festgestellt, dass wir alle problemlos remote arbeiten können, ohne jeden Tag im Büro zu sein. Wir möchten es jedoch gerne so bei belassen, wie es vor Covid war, weil wir uns immer effizienter fühlen, wenn wir gemeinsam im selben Raum Brainstorming betreiben und Strategien und Ideen entwickeln.“

Womit hattest du während der Pandemie am meisten zu kämpfen?

„Der Umgang mit der Angst und der Paranoia, die sich über den ganzen Globus verbreitet hat, war ein sehr großer Teil. Hinzu kamen die Versand-Verzögerungen der Produkte unserer Kunden, die wir für die Produktion von Videomaterial benötigt haben. 

Der ganze Prozess verlangsamte sich und somit auch die Effizienz, die wir so sehr lieben. Wir haben jedoch kreativ nach Lösungen gesucht und unsere Arbeitsweise angepasst, sodass wir einen ziemlich guten Workflow hatten.“

Foto: Ludovic Nortier

Für viele Menschen war die Pandemie äußerst herausfordernd und beängstigend. Das Leben ging weiter, aber alles war so anders. Wie hast du deine psychische Gesundheit in dieser Zeit ausgleichen können?

„Jeden Tag beten … Spaß!

Nein im Ernst jetzt, ich denke, dass es im Leben mehr darum geht, von wem man umgeben ist und wer einen unterstützt. Auch wenn man sich nicht mehr persönlich treffen konnte, haben Gespräche mit Freunden und Familie sehr geholfen. 

Wir saßen sowieso alle im selben Boot und es war einfach für mich ein großes Glück, in L.A. zu sein, weil man wusste, dass der Zugang zu erstaunlicher Natur und frischer Luft immer da ist, und das trotz Isolation. 

Das ist so wahr, die Strände und Berge sind ein riesiges Plus hier in Los Angeles. Man kann monatelang jeden Tag eine neue Wanderung unternehmen. 

Das Arbeiten von zu Hause aus ist etwas, worauf sich viele Menschen jedoch umstellen bzw. einstellen mussten. War es schwierig, eine gute Work – Life – Balance zu bewerkstelligen?

„Für mich hat sich dadurch meine Einstellung zum Leben geändert. Ich habe erkannt, dass sich alles sehr schnell ändern kann. Arbeit ist wichtig, ja, aber die Balance von Leben und Arbeit immer mehr in Richtung Leben tendieren sollte.

Das Leben jeden Tag zu leben und das annehmen, was uns täglich gegeben wird, hat für mich Priorität. Und ich sage nicht, dass es einfach ist, dies ständig zu befolgen, aber das ist eine Denkweise, die ich versuche zu kultivieren.

Wovon hast du dich während der Pandemie am meisten inspirieren lassen, um dein Unternehmen voranzubringen?

„In erster Linie bin ich ein kreativer Mensch, mein Kopf wimmelt nur so von Ideen. Ich würde sagen, Geduld, Mitgefühl und Freundlichkeit gegenüber unseren Kunden haben uns dazu gebracht, weiterzumachen. Wir haben gegenseitig unsere jeweiligen Probleme und Bedürfnisse verstanden. Wir haben ihnen genauso zugehört, wie sie uns zugehört haben. Das macht eine gute Partnerschaft aus.“

Foto: Ludovic Nortier

Hast du Kontakt zu anderen Geschäftsinhabern aufgenommen, um Unterstützung zu erhalten? Wie wichtig ist die „Community“ für dich und dein Unternehmen?

„Ich habe Freunde, die in völlig anderen Bereichen selbstständig waren. Viele hatten plötzlich keine Arbeite mehr, was natürlich sehr schwer für sie war. Das hat aber meistens dazu geführt, dass neue Konzepte und Ideen geboren wurden. In einigen Fällen hat das zum Erfolg geführt. Das war sehr inspirierend und ist genau das, worin ich von meiner „Community“ profitiere: Sie inspiriert mich und gibt mit den Willen, immer weiterzumachen, was auch immer passiert.

Zudem, war ich schon immer mehr ein Fan von Teamarbeit statt Einzelarbeit. Das macht unser Geschäft stärker und gesünder. Wie sagt man so schön: „Wenn du schnell gehen willst, geh alleine, wenn du weit gehen willst, geh ZUSAMMEN.- (Martha Goedert)“.“

Hat sich dein Geschäft nach Covid verbessert?

„Ja, das hat es, und ich denke, das liegt daran, dass Marken und andere Unternehmen eine Weile pausieren mussten, und nach einer Besserung der Covid-Situation wieder in voller Frische Kurs aufnehmen konnten. Das Gastronomiegewerbe wurde zum Beispiel wiedereröffnet, der Versand aus Asien war wieder fast normal … usw.

Wie als Runyon Canyon, der berühmte Wanderweg hier in LA, wieder eröffnet wurde, und alle Hunde glücklich und aufgeregt waren, dorthin zurückzukehren!“

Hast du dein Unternehmen angepasst, um in Zukunft besser vorbereitet zu sein im Falle einer neuen Pandemie?

„Wir haben es ehrlich gesagt nicht getan … und ich denke, das ist nicht einmal möglich, weil WENN und ich sage, WENN diese Pandemie-Situation in Zukunft erneut eintritt, es ein ganz anderer Virus sein könnte und wir anders damit umgehen müssen. Es ist, als würde man die Zukunft vorhersagen, das ist ziemlich unmöglich für mich.“

Welche Schritte hättest du rückblickend anders machen können?

„Das wird ein bisschen übermütig klingen, aber ich und mein Team würden nichts ändern. Wir hatten das Glück, niemanden kündigen zu müssen, da wir ohnehin eher weniger Mitarbeiter hatten und somit uns ganz gut geschlagen haben.

Aber wenn ich so nachdenke, dann vielleicht einen Vorrat an Lysol (einem Desinfektionsmittel) besorgen, bevor es wieder ausverkauft ist“- lacht er.

Dies ist ein Interview von Kristina Koch, Redakteurin.

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