Danielle LaPorte | „Ich bin ein guter Leader, aber ein schrecklicher Manager!“

Für mich war es schon immer sehr beeindruckend den „Gurus“ des Self-Help-Genres bei ihren Vorträgen zuzuhören. Im Schnitt hat es meist nur einige Minuten gedauert, bis es mir in den Fingern gekribbelt hat und ich am liebsten sofort aufgestanden wäre, um mich wieder an die Arbeit zu machen.

Das überraschende ist ja, dass sie ja nichts anderes erzählen, wie das, was ich schon zu Häufe in Büchern gelesen habe.

Foto: Danielle LaPorte

Eine von diesen Gurus ist für mich definitiv Danielle LaPorte.

Und ich hatte das Glück sie in Los Angeles zum Interview zu treffen. Ohne nun zu Wischi-Waschi zu klingen, aber ich konnte förmlich ihre Energie riechen und fühlen, als sie den Raum betrat. Sie ist nicht sonderlich gross, aber ihre Ausstrahlung füllte den Raum im Nu.

In der Vergangenheit hatte ich schon einige Celebrities im Interview, doch noch nie hatte eine Person es in 15 Minuten geschafft, in mir etwas zu bewegen, das ich nicht steuern konnte.

Danielle war so ziemlich der erste Name, dem ich in dieser Nische vor Jahren begegnet war. Die Firestarter Sessions und die Desire Map waren eine der ersten Bücher in meinem Ressourcenpool.

Dass ich nun mit ihr ein Interview führen durfte, wühlte mich im vornherein etwas auf. Ich wollte das Interview diesmal etwas anders angehen; hatte mir zur Mission gemacht, diesmal das Thema ganz uneigennützig auf mich und meine Bedürfnisse zu lenken. 15 Minuten Speed-Coaching … perfekt für mich.

Das Thema war Leadership. Wie konnte ich ein Leader sein, ohne mich selbst dabei zu vergessen? Mein Business war eigentlich ganz gut angelaufen, jedoch machte sich aber Überforderung derzeit etwas breit. Eine One-Man-Show ist wirklich nicht zu unterschätzen.

In den letzten Wochen war es ziemlich hart für mich, für mich die richtige Position zu finden. Darauf zu schauen, dass Bedürfnisse und Verpflichtungen miteinander einhergehen, aber alle Fronten bedient werden. Als StartUp gar kein so einfaches Thema.

Ich startete das Interview also mit der Frage, wo sie den Unterschied zwischen einem Boss und einem Leader sehen würde. Prinzipiell ja das Gleiche könnte man meinen, jedoch in meinen Augen komplett unterschiedlich, wie z.B. auch ein Coach, der sich definitiv von einem Mentor unterscheidet.

Danielle sah dies anscheinend auch so und ich konnte ihr mit dieser Frage auch gleich eine tolle Einsicht entlocken: „Ich denke Leadership hat viel damit zu tun, eine Vision zu haben. Leader die als Visionäre agieren, schaffen es auf tolle Art und Weise Menschen an ihren Glauben und ihr Selbstvertrauen zu erinnern. Sie zeigen, dass alles möglich ist. Ein Boss, oder ein Manager, sieht das alles viel rationaler. Ein toller Leader hat das Zeug dazu, seine Anhänger zu Höchstformen zu pushen auf eine ganz spezielle Art und Weise, die nichts mit Strukturen und Checklisten zu tun hat.

Für einen Leader steht es aber auch nicht im Vordergrund populär zu sein oder Menschen glücklich zu machen, sondern die Mission besteht darin, Menschen zu etwas zu ermutigen, dass grösser ist als man selbst.

Unter Umständen kann das manchmal etwas unbequem sein und vielleicht sind auf diesen Wegen auch Dinge erforderlich, die man so noch nie getan hat. Aber das macht einen guten Leader aus; unkonventionelle Wege zu gehen wenn es erforderlich ist und dabei immer fokussiert zu bleiben.

Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich ein toller Leader bin, aber dafür ein sehr schlechter Manager“.

Oh wow, für mich kaum zu glauben, wissend dass sie sich ja mittlerweile ein tolles Imperium aufgebaut hat. Kann man das so ganz ohne Managerqualitäten frage ich sie. Danielle erklärt das so: „In meinem Business besteht für mich das oberste Credo, dass ich meinen Mitarbeitern immer sieben Schritte voraus bin. Was aber nicht heisst, dass ich die alle selbst machen muss!Ich habe früh genug erkannt, dass ich in verschiedenen Dingen nicht gut bin und habe somit die clevere Entscheidung getroffen, Dinge outzusourcen die andere einfach besser können.“

Das macht natürlich Sinn. Ich habe auch schon des Öfteren gehört, man solle sich ausschliesslich auf seine Stärken konzentrieren, anstatt sich auf die Dinge zu versteifen, die einem schwer fallen.

„Ich lerne natürlich trotzdem täglich dazu, aber ich sehe für mich einen enormen Gewinn darin, mit den Menschen mein Team zu erweitern, die enormen Spaß Projektmanagement haben und somit ein ganz anderes Skillset und Persönlichkeit mitbringen. Das tut mir und meinem Business ja auch gut. Ich habe ja ohnehin nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung. So kann ich die nun auch für meine kreativen Prozesse einsetzen“.

Ich frage sie, ob sie somit nicht manchmal das Gefühl hat, in Dingen gescheitert zu sein. „Nein, absolut nicht. Auch wenn ich ein tolles Business führe und viele verschiedene Aspekte mittlerweile dazuzähle, ich muss nicht gut in allem sein. Rückblickend auf die letzten Jahre kann ich sagen, dass meine Herausforderungen zwar in der Häufigkeit weniger geworden sind, dafür sind sie aber in der Intensität gestiegen. Anstatt mich nun monatlich ihnen stellen zu müssen, habe ich nun vielleicht eine große im Jahr.“

Aber welchen Herausforderungen stellt sich denn eine Danielle LaPorte? „Es kommt vor, dass ich nein zu einem Deal sagen muss, nein zu einer Partnerschaft oder auch zu einem Vertrag. Es ist immer schwierig, vor allem wenn andere von dir das Gegenteil erwarten und man sie somit enttäuschen könnte. Auch mir passiert es noch, dass Situationen aufkommen, dass Menschen denken, dass dies oder jedes gut für meine Karriere wäre und ich sie aber mit meiner Entscheidung enttäuschen muss, weil mir meine Intuition etwas anderes verrät. Ich frage mich immer: geht es hier um andere oder mein Leben?“.

Danielle verrät mir, es sei oft nicht der schwierige Teil diese Entscheidungen zu fällen, eher diese Entscheidungen dann durchzusetzen. Man solle einfach sehr klar darin sein was man will und sich auch bewusst sein, dass Business einfach nicht immer einfach ist. Es sind immer Menschen involviert; jeder davon mit seiner eigenen Ansicht und seinen eigenen Überzeugungen. Man müsse einfach nur so freundlich und clean wie möglich sein.

Während ich ihr Gegenüber sitze und ihr zuhöre, ertappe ich mich nickend, bei … jedem … einzelnen … Wort … Das macht alles einfach so Sinn.

Ich frage mich woher sie das alles weiß, bewundere sie für jedes einzelne Statement. Soviel Power, soviel Weisheit und soviel Hingabe für ein Thema, welches gerade in der Female Empowerment-Szene so rasend schnell Anhänger findet.

Die Szene wächst und es scheint mir trotzdem, dass komischerweise Nebenbuhlerei hier noch nicht Einzug gefunden hat. Coaches spriessen aus dem Boden, Self-Help wir plötzlich zur Jeder-Hilft-Jedem-Mentalität; für jedes Problem gibt es eine Lösung.

Ich frage mich in dem Moment wie das da oben zu geht, zwischen den Koryphäen Danielle LaPorte, Marie Forleo, Kate Northrup, Gabrielle Bernstein, Marianne Williamson, usw, …

Danielle, ist Nebenbuhlerei ein Thema bei euch oder schaut man sich überhaupt gegenseitig auf den Teller?

„Wir beobachten natürlich gegenseitig unseren Wachstum, aber ich würde es nicht als Buhlerei bezeichnen. Zum Großteil sind wir sogar sehr eng miteinander verbunden, sogar befreundet. Jeder von uns weiß, wer er ist und was er kann. Uns vereint zwar die Präsenz im Self-Help-Sektor, jedoch sind wir alle in unseren spezifischen Angeboten und Services wirklich unterschiedlich. Es hat natürlich auch mit unserem Bewusstsein für Individualität und Einzigartigkeit zu tun. Wir leben jeden einzelnen Aspekt den wir lehren, dazu gehört selbstverständlich auch, sich einander Erfolge zu gönnen und sich füreinander zu freuen.“

Credit: Doris Gross
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