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Kristina Koch, SWEETSPOT Online Redaktion
Das Dating im 21. Jahrhundert hat sich radikal verändert. Während sich unsere Eltern oder Großeltern noch auf Tanzveranstaltungen, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz kennenlernten, bestimmen heute vor allem Algorithmen, Profile und Chatverläufe den Weg zur Liebe. Apps wie Tinder, Bumble und Hinge haben das Kennenlernen revolutioniert – mit Vor- und Nachteilen, die nicht nur die Art und Weise, wie wir Beziehungen eingehen, verändern, sondern auch die Beziehungen selbst.
Das digitale Zeitalter hat das Dating nicht nur beschleunigt, sondern auch demokratisiert. Früher war das Kennenlernen potenzieller Partner auf den eigenen sozialen Kreis oder geografische Grenzen beschränkt. Heute ermöglicht das Internet den Zugang zu Menschen auf der ganzen Welt. Dating-Apps haben es einfacher denn je gemacht, Menschen mit ähnlichen Interessen, Werten oder Lebenszielen zu finden.
Doch diese Einfachheit birgt auch Herausforderungen. Die Möglichkeit, potenzielle Partner mit einem einfachen "Swipe" abzulehnen oder zu akzeptieren, hat zu einer Oberflächlichkeit geführt, die vielen Nutzern Sorgen bereitet. Wie schnell gerät man in die Falle zu denken, dass ein Foto eine gute Repräsentation eines Menschen ist? Zum Einen kann es sein, dass jemand keine guten Fotos hat oder diese sehr stark bearbeit (wer wurde nicht schon mal auf einem Date ge-“cat-fished!?).
Die Fülle an Auswahlmöglichkeiten kann zu einer paradoxen Situation führen: Anstatt die Partnersuche zu erleichtern, kann sie überwältigend wirken und dazu führen, dass sich Menschen weniger verbindlich auf eine Person einlassen und sogar abstumpfen.
Die Art und Weise, wie wir online daten, hat tiefgreifende psychologische Auswirkungen. Studien zeigen, dass die ständige Verfügbarkeit potenzieller Partner zu einer "FOMO" (Fear of Missing Out) führen kann. Nutzer haben oft das Gefühl, dass sie, selbst wenn sie einen tollen Partner gefunden haben, möglicherweise eine "bessere" Option verpassen könnten. Dies kann zu einer endlosen Suche führen, bei der sich Menschen niemals wirklich auf jemanden einlassen.
Zudem kann das ständige Vergleichen mit anderen Profilen das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Wer beim Durchsehen von Fotos und Profilen ständig mit idealisierten Versionen von Menschen konfrontiert wird, kann schnell das Gefühl bekommen, nicht gut genug zu sein. Diese Dynamik kann sowohl zu einem Rückzug aus der Dating-Welt als auch zu einer Abhängigkeit von der Bestätigung durch andere führen.
Mit dem digitalen Dating hat sich auch eine neue, unangenehme Praxis etabliert: das sogenannte "Ghosting". Dabei handelt es sich um das plötzliche und kommentarlos Abbrechen des Kontakts, ohne dem Gegenüber eine Erklärung zu geben. Dieses Verhalten hat sich insbesondere in der Online-Dating-Welt verbreitet, wo die Anonymität und die fehlende persönliche Bindung es leichter machen, sich aus unangenehmen Situationen zu stehlen.
Für die Betroffenen kann Ghosting äußerst schmerzhaft sein. Die plötzliche Funkstille führt oft zu Selbstzweifeln und Verunsicherung. Warum hat die andere Person den Kontakt abgebrochen? War es etwas, das man selbst getan hat? Diese Unklarheit kann zu einer emotionalen Belastung werden, die weit über die eigentliche Beziehung hinausgeht.
Inmitten dieser digitalen Herausforderungen sehnen sich viele Menschen nach Authentizität. Einige Nutzer von Dating-Apps berichten, dass sie sich nach echten, tiefgründigen Gesprächen und Begegnungen sehnen, die über das Oberflächliche hinausgehen. Diese Sehnsucht spiegelt sich in der wachsenden Popularität von Apps wider, die auf ernsthaftere Beziehungen abzielen, wie z.B. eHarmony oder Parship, die ihre Algorithmen so gestaltet haben, dass sie Menschen mit ähnlichen Werten und Zielen zusammenbringen.
Dennoch bleibt die Frage offen, ob die digitale Welt wirklich der richtige Ort ist, um eine authentische und tiefe Verbindung zu finden. Während einige Menschen ihren Seelenverwandten online finden, bevorzugen andere nach wie vor die traditionellen Wege des Kennenlernens – sei es durch Freunde, Hobbys oder im Arbeitsumfeld.
Das Daten in der heutigen Zeit ist ein Balanceakt. Einerseits bieten die neuen Technologien eine beispiellose Chance, Menschen kennenzulernen, die man sonst nie getroffen hätte. Andererseits birgt die digitale Welt Gefahren wie Oberflächlichkeit, Vergleiche und die Entfremdung von der echten zwischenmenschlichen Interaktion.
Die Herausforderung besteht darin, die Vorteile des digitalen Datings zu nutzen, ohne dabei die echten, menschlichen Verbindungen aus den Augen zu verlieren. Es geht darum, authentisch zu bleiben, sich selbst treu zu sein und die Technologien als Werkzeug zu sehen – nicht als Ersatz für das, was uns als Menschen wirklich verbindet. In einer Welt, die zunehmend von Bildschirmen und Algorithmen dominiert wird, bleibt die echte menschliche Verbindung das wertvollste Gut – und genau das sollten wir beim Daten nie vergessen.
Dies ist ein Beitrag von Kristina Koch, Online - Redaktion
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